Oleg Stepanov
Workshops
Oleg Stepanov ist eigentlich ausgebildeter Physiker. Doch während er noch in Russland im Labor arbeitete, träumte er schon von Tanz und Theater. Er hatte das Glück, einer kleinen Tanztheatergruppe in Jekaterinburg beizutreten, wo er auch zum ersten Mal ein Stück von Pina Bausch auf Video sah. Solche Videokassetten waren in Russland selten, aber Pina Bausch war ein Star und in der Theaterszene sehr bewundert. Er wurde 1983 im Ural geboren, einer Industrieregion im Osten der ehemaligen UdSSR. Für viele Bewohner gab es nur ein Ziel, nämlich in der großen Stahlfabrik zu arbeiten. Das wollten seine Eltern auch für Oleg. Er studierte fünf Jahre lang an der Staatlichen Universität Ural und arbeitete dann in der Stahlfabrik, aber sehnte sich nach einem anderen Leben. Bis dahin waren seine einzigen Tanzerfahrungen die Gesellschaftstänze, die er als Hobby tanzte. Mit 23 Jahren begann Oleg Stepanov, Kurse und Workshops in klassischem und modernem Tanz zu belegen – alles, um nicht in der Fabrik arbeiten zu müssen. Schließlich ergab sich die Gelegenheit, einer zeitgenössischen Tanzcompagnie in St. Petersburg beizutreten, woraufhin er seinen Job kündigte. „Meine Eltern waren dagegen. Aber ich fühlte mit meinem Körper und meinem Geist, dass der Tanz mein Schicksal war“, sagt er heute. Es folgte ein Engagement beim Provincial Dance Theater Jekaterinburg, mit dem er nach Hause zurückkehrte und wo er fünf Jahre lang blieb. Dann zog es ihn nach Europa, wo er die Arbeit anderer Choreographen erleben wollte. 2013 erhielt er ein Engagement an der GöteborgsOperans Danskompani. Dort lernte er Adolphe Binder kennen, die später künstlerische Leiterin des Tanztheater Wuppertal werden sollte. Er blieb ein Jahr länger als sie in Schweden und ergriff dann 2016 die Chance, in Wuppertal vorzutanzen. Seit 2016 war Oleg Stepanov in neun Werken von Pina Bausch zu sehen. Im Ensemble arbeitet er gerne mit Tänzern verschiedener Generationen zusammen. „Es ist ein Luxus hier, man kann so viel lernen". Er ist fasziniert von seinen älteren Kollegen und bewundert sie „für ihre Qualitäten, ihre Hingabe“. Nun, da sein Traum, Ensemblemitglied des Tanztheater Wuppertal zu sein, wahr geworden ist, hat er einen neuen Traum: mit der Compagnie in Russland aufzutreten. Seit dem Tod von Pina Bausch im Jahr 2009 ist das Tanztheater nicht mehr dort gewesen.