Robyn Orlin

Encounters, Talks

© Jérôme Séron

Die Tänzerin, Choreographin und Gründerin der City Theatre & Dance Group (1988) Robyn Orlin wurde 1955 in Johannesburg geboren. Im Jahr 1981, nach einem ihrer Solos am Breytenbach Theater in Pretoria, beschrieb die Kritikerin Adrienne C. Sichel sie als „eine sehr wütende junge Tänzerin“. Etwas später, als Robyn Orlin sich bereits einen Namen gemacht hatte, verstand die Kritikerin, dass sie damals den ersten Versuch der Choreographin miterlebt hatte, die koloniale und ausschließlich weiße Tradition des klassischen Balletts offenzulegen und zu dekonstruieren.

Weltberühmt wurde Orlin mit ihrem Stück von 1999, Daddy, I have seen this piece six times before and I still don’t know why they are hurting each other, für das sie 2003 einen Laurence Olivier Award erhielt. Der kritische Gestus ist in ihrem Werk allgegenwärtig: sie erstellt ein satirisches Portrait rassistischer gesellschaftlicher Zustände und der Bedrohung, die die Demokratie für elitäre westlichen Tanzformen darstellt. Wohl der Höhepunkt von Orlins Karriere und ihres gesellschaftspolitischen Aktivismus war die Auftragsarbeit für das Ballett der Pariser Oper, L’Allegro, il penseroso ed il moderato (2007), in der sie Étoiles und Gruppentänzer dazu brachte, die Vormacht des Tutus in Frage zu stellen.

In ihrer Heimat Südafrika wird sie halb scherzend als „ständige Irritation“ bezeichnet. Durch ihre Arbeit offenbart sie die schwierigen und komplexen Realitäten ihres Landes. Sie verwendet viele verschiedene künstlerische Ausdrucksformen (Text, Video, Skulptur…), um die Theatralik ihrer choreographischen Sprache zu reflektieren. Robyn Orlins erster Film, Hidden beauties, dirty histories, wurde im Oktober 2004 in Kooperation mit INA und ARTE produziert. 2009 wurde sie zum Chevalier de l’Ordre national du Mérite und 2009 zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.